Schwein als Haustier – die intelligenten Tiere artgerecht halten


Wer kennt ihn nicht, den Film „Ein Schweinchen namens Babe“? Mit seinen Abenteuern hatte das putzige Schweinchen einst zahlreiche Zuschauer in seinen Bann gezogen. Viele haben sich zu dieser Zeit ein Schwein als Haustier vorstellen können. Allerdings war und ist dies mit einem großen Aber verbunden: denn aus einem kleinen süßen Ferkel wird irgendwann ein großes Schwein mit enormem Platzbedarf. Die wenigsten Menschen können einem solchen Tier eine artgerechte Haltung bieten.

Doch es gibt eine Alternative: das Minischwein, auch als Teacup Pig bekannt. Aber auch bei den kleinen Schweinchen ist eine artgerechte Haltung von großer Bedeutung. Doch was gilt es zu beachten, wenn ein kleines Teacup Pig einziehen soll? Das verrät der folgende Ratgeber.

Spannend

In der Haltung von Minischweinchen, die als Haustiere bekannt sind, und Schweinen aus der „Nutztierhaltung“ gibt es keinen Unterschied. Schweine haben vergleichbare Bedürfnisse und jede Rasse kann als geliebtes Haustier gehalten werden.

Was ist eigentlich ein Minischwein?

Minipigs sind „in Mode“ und sehen ziemlich niedlich aus. Der Grund für die Kleinzüchtung ist aber alles andere als schön. In Minnesota (USA) sollten in den 1940er Jahren kleine Versuchsschweine für humanmedizinische Untersuchungen gezüchtet werden. Diese benötigten weniger Platz und Futter und reagierten zudem auf niedrigere Medikamentendosen.

Durch Züchtungen entstand so zunächst das Minnesota-Minischwein. Aus einer Kreuzung mit dem Vietnamesischen Hängebauchschwein entstammte etwa 20 Jahre später das Göttinger Minischwein, welches auch heute noch sehr beliebt ist.

Da vor allem Privatpersonen ein immer größeres Interesse an der Heimtierhaltung von Minischweinen haben, sind inzwischen weitere Züchtungen und Kreuzungen hinzugekommen. Letztlich gehen diese alle auf alte Wildschweinarten zurück.

Genau deshalb sollte sich jeder, der sich ein Minischwein anschaffen möchte, auch darüber im Klaren sein, dass die Ferkel aus einem Wurf mitunter sehr unterschiedliche Merkmale aufweisen können. Dies gilt auch für Größe und Gewicht, wenn sie ausgewachsen sind. Gerade deshalb empfiehlt sich auch vor dem Kauf eine eingehende Beratung durch einen seriösen Züchter.

Schwein als Haustier – Eine Liebe fürs Leben
Idee

Es müssen nicht immer Ferkel sein: Auch im Tierschutz befinde sich viele Schweineseelen, die gerne ein geliebtes Haustier werden möchten!

Merkmale von Minischweinen

Wer den Begriff „Minischwein“ hört, denkt vermutlich an winzig kleine Schweinchen, die so groß wie ein Ferkel sind und sogar in eine Handtasche passen. Allerdings sind solch kleine Minischweine eine große Ausnahme. Oft sind sie durch Überzüchtung degeneriert und weisen eine geringere Lebenserwartung auf.

Ein klassisches Minischwein ist aber durchaus robust. Je nach Rasse erreicht es eine Körperhöhe bis etwa zum Knie, wird ungefähr einen Meter lang und kann ausgewachsen ein Gewicht von bis zu 100 Kilogramm auf die Waage bringen. Der Kauf eines Minischweins ist eine Anschaffung für lange Zeit. Die kleinen Schweine können bis zu 15 Jahre alt werden.

Das typische Äußere ist durch stehende Ohren und einen geraden Schwanz gekennzeichnet. Sie weisen verschiedene Farben wie

  • Rosa,
  • Blond,
  • Braun oder
  • Schwarz

auf und können einfarbig oder gefleckt sein. Je nach Rasse sind die Borsten lang und gelockt oder kurz und gerade. Wie alle Schweine verfügen auch Minischweine über einen hervorragenden Geruchs- und Hörsinn, können allerdings nicht sehr gut sehen.

Generell gibt es bei Minischweinen keine Rassestandards. Jedes Ferkel entwickelt sich individuell. Mit etwa vier Jahren gelten Minischweine als ausgewachsen.

Gesetzliche Vorgaben zur Haltung von Minischweinen

Anders als Hund und Katze gelten Minischweine vor dem Gesetz nicht als Haustier. Vielmehr werden sie den landwirtschaftlichen Nutztieren zugeordnet und so gehen mit ihrer Haltung im privaten Bereich einige gesetzliche Auflagen einher. Dazu gehören:

  • Anmeldung bei der Tierseuchenkasse,
  • jährliche Bestandsmeldung und
  • Tragen einer Ohrmarke.

Der Händler oder auch Züchter übernimmt in der Regel die obligatorische Registrierung beim zuständigen Veterinäramt. Minischwein-Besitzer müssen zudem die tierärztliche Gesundheitsvorsorge (Impfungen gegen Tollwut, Rotlauf, Tetanus, Schweinepest und Parvovirose sowie regelmäßige Entwurmung) sicherstellen.

Es gilt außerdem zu bedenken, dass Minischweine – ebenso wie Mastschweine – im Zweifelsfall zum Opfer von seuchenrechtlichen Maßnahmen werden können. Bei Ausbruch einer Seuche ist damit auch die „Keulung“, also die vorsorgliche Tötung, möglich. Sofern die Tiere nicht bei der Tierseuchenkasse angemeldet sind, besteht bei Verdacht auf Übertragung einer Krankheit (z. B. Schweinepest) eine Haftungspflicht des Besitzers mit seinem Privatvermögen.

Schwein als Haustier
Wer ein Schweinchen als Haustier hält, wird viele glückliche Momente erleben!

Minischweine artgerecht halten – so geht’s

Für die artgerechte Haltung von Minischweinen gelten bestimmte Bedingungen. Wenngleich es sich um saubere Tiere handelt, die aufgrund ihrer Intelligenz auch gut erzögen werden können, ist die ausschließliche Wohnungshaltung nicht artgerecht, da die Tiere viel Bewegung benötigen.

Doch welche Haltungsmöglichkeiten bestehen?

Schwein als Haustier: Haltung in Garten und Haus

Ist eine Haltung im Haus geplant, geht dies nicht ohne täglichen Auslauf im Garten. Umzäune am besten einen Teil im Garten als Gehege, denn die Tiere graben gern und machen auch vor Blumenbeeten nicht Halt. Ein Platz zum Suhlen ist ebenso wichtig, wie eine Hundehütte oder ein Offenstall zum Schutz vor Sonne, Regen und Kälte. Als Liegepolster eignen sich Heu oder Stroh, alternativ kann aufgrund der Reinlichkeit der Tiere auch eine Decke genutzt werden.

Die kleinen Schweinchen werden eine Ecke des Geheges als Toilettenecke wählen. Soll diese an einer bestimmten Stelle im Gehege sein, dann sollte man etwas Kot in diesen Bereich legen. Sofern dieser Platz regelmäßig gereinigt wird, nehmen die Tiere diesen dann immer für ihr Geschäft an.

Im Haus eignet sich ein Katzenklo als Toilette. Dem Minischwein sollte zunächst nur ein kleiner Raum mit wischbarem Boden zur Verfügung gestellt werden. Nach etwa sieben Tagen sind die putzigen Schweinchen meist stubenrein, dann dürfen sie auch den Rest der Wohnung erkunden.

Haltung im Stall

Vom Prinzip her gibt es bei dieser Haltungsart kaum Unterschiede zu Haus und Garten. Einzig der Stall ist hier der Unterschied. Dieser sollte tatsächlich vor Kälte und Regen sowie Hitze im Sommer schützen und entsprechend massiv gebaut sein.

Artgerechte Haltung von Schweinen: Minischweine nie allein halten!

Schweine sind von Natur aus Herdentiere. Das gilt auch für Minischweine. Sie sind zwar sehr anhänglich und haben auch gern zu Menschen Kontakt, allerdings können Artgenossen damit nicht ersetzt werden. Auch andere Haustiere sind kein adäquater Ersatz.

Werden Minischweine allein gehalten, verkümmert die Seele. Unter Umständen werden die Tiere sogar aggressiv. Über kurz oder lang wird sich außerdem Langeweile einstellen und das bis dahin süße Schweinchen wird vielleicht einigen Unfug anstellen.

Halte deshalb von Anfang an mindestens zwei Schweine. Wird ein weiteres Schwein erst später hinzu geholt, ist eine behutsame Zusammenführung erforderlich. Nur so lassen sich Machtkämpfe vermeiden. Hier muss die Möglichkeit gegeben sein, dass die Schweine getrennt voneinander Sichtkontakt haben. Derartigen Problemen lässt sich entgehen, wenn sich die Tiere von Anfang an kennen.

Sau oder Eber – was ist besser?

Eine Rotte – also die Herde – wird naturgemäß von einer Sau angeführt, Eber ordnen sich dieser unter. Nun stellt sich natürlich die Frage, was besser ist – vor allem auch deshalb, weil Einzelhaltung nicht empfehlenswert ist. In die Entscheidung sollten folgende Fakten mit einbezogen werden:

  • Säue sind meist verschmuster und auch anhänglicher, alle drei Wochen sind sie zudem rauschig (paarungsbereit).
  • Eber sind deutlich größer und kräftiger als Säue.
  • Beide Geschlechter haben einen recht herben Geruch, der auch nach der Kastration nicht verschwindet.

Doch welche Kombination ist nun die Beste? Hier eine Gegenüberstellung:

Zwei Säue Zwei Eber Ein Pärchen
Bei der Haltung von zwei Säuen wird es immer wieder – teils auch blutige – Kämpfe um die Rangordnung geben. Deshalb ist davon abzuraten. Eber können durchaus zusammengehalten werden, sofern sie kastriert werden. Passiert dies nicht, kommt es auch hier nach der Geschlechtsreife zu Kämpfen um die Rangordnung. Die Haltung eines Pärchens ist am besten. Da sich der Eber der Sau unterordnet, wird daraus eine harmonische Partnerschaft entstehen. Um eine erfolgreiche Verpaarung zu vermeiden, sollte der Eber aber schnellstmöglich kastriert werden. Allerdings kann erst sechs Wochen nach der Kastration davon ausgegangen werden, dass die Spermien nicht mehr lebensfähig sind.
Schwein als Haustier – Nicht jede Konstellation funktioniert!

Die Ernährung – wichtiger Bestandteil einer artgerechten Haltung von Schweinen als Haustier

Geht es um ihr Futter, sind Schweine nicht sehr wählerisch. Das gilt auch für Minischweine. Sie haben einen guten Appetit und fressen fast alles. Deshalb ist unbedingt auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Handelsübliches Schweinefutter, wie es für Mastschweine zum Einsatz kommt, ist ungeeignet. Aufgrund des hohen Energiegehalts würden die kleinen Schweine schnell verfetten.

Auch Fleisch eignet sich nicht zur Fütterung von Minischweinen, denn es besteht die Gefahr der Übertragung von Krankheiten. Der Speiseplan von Minischweinen darf folgende Nahrungsmittel enthalten:

  • Gemüse,
  • Mais,
  • Kleie und
  • wenig Obst.

Zudem eignen sich Gras und Heu als Nahrungsmittel. Von der Fütterung von Essensresten ist abzusehen, auch gesalzene Speisen und Süßigkeiten sind tabu. Da Schweine auch große Mengen trinken, benötigen Sie täglich viel frisches Trinkwasser.

Idee

In sozialen Netzwerken wie z. B. Facebook gibt es Gruppen, in den Menschen, die ein Schwein als Haustier halten, sich austauschen können. Dort wird Wert auf artgerechte und liebevolle Haltung gelegt. Auch passende Züchter können dort gefunden werden!

Grundsätzlich benötigt jedes Tier einen eigenen Fressplatz. Dies ist vor allem deshalb ein Muss, weil auch rangniedrigere Tiere etwas abbekommen sollen. Da gerade kleine Schweinerassen schnell zur Verfettung neigen, ist eine Futterrationierung sehr wichtig.

Tipp

Schweine gelten zwar als gute Verwerter für pflanzliche Abfälle, Vorsicht ist bei der Wahl der Nahrung dennoch geboten. So sind Lebensmittel wie Zwiebeln, Avocado und Kakao giftig für die Tiere. Gleiches gilt für die oberirdischen Pflanzenteile der Kartoffel, Nachtschatten, Maiglöckchen, Narzissen, Azaleen, Oleander, Buchsbaum und viele Farne. Zu viel frisches Gras im Frühjahr kann zudem schwere Verdauungsbeschwerden sowie Blähungen und Durchfall hervorrufen.

Beschäftigung ist für Minischweine das A & O

Zur artgerechten Haltung gehört auch die Beschäftigung. Minischweine sind vor allem aufgrund ihrer verschmusten Art und der Intelligenz sehr beliebt. Gerade letztere kann aber auch eine große Herausforderung sein. Den intelligenten Tieren wird schnell langweilig, wenn sie nicht ausreichend beschäftigt werden.

Für die Unterhaltung der Tiere kann bereits bei der Gestaltung des Auslaufs gesorgt werden, indem zum Beispiel

  • Steinhaufen,
  • Reisig oder
  • Holzstämme

für die Bewegung zum Einsatz kommen. Diese Elemente unterstützen zudem die natürliche Neugier der Tiere. Bälle (z. B. gefüllt mit Futter) und andere Spielzeuge wie Taue können ebenfalls Langeweile entgegenwirken.

Minischweine mögen Aufmerksamkeit

Minischweine genießen ohne Frage die Aufmerksamkeit ihrer Menschen. Sie lassen sich gern streicheln oder mit einer sogenannten Wurzelbürste putzen. Neben der Körperpflege wird so auch die Bindung zwischen Mensch und Tier gestärkt.

Konsequenz in der Erziehung

Im Zusammenhang mit der Beschäftigung spielt auch die Erziehung eine wichtige Rolle. Ein harmonisches Zusammenleben lässt sich nur mit Konsequenz erreichen. Von Anfang an muss auch dem kleinen Schwein schon klar sein, dass die Regeln zu jeder Zeit gelten und auch einzuhalten sind. Es sollte von Beginn an wissen, was es darf und was nicht.

Tipp

Konsequenz sollte aber niemals mit Gewalt verwechselt werden! Schweine sind sehr sensible Haustiere und kein Tier sollte körperlichen Schmerzen oder einem ruppigen Umgang ausgesetzt sein.

Klickertraining als Auslastung

Die hohe Intelligenz von Schweinen hilft dabei, ihnen auch Tricks beizubringen. Als ideal erweist sich dabei das Klickertraining. Bei erwünschtem Verhalten wird das Klickern genutzt. Im Gehirn setzt sich diese positive Assoziation fest. Es wird körperlich und auch mental ausgelastet, wenn ihm damit Kunststücke beigebracht werden. Zudem lässt sich Beißen damit abgewöhnen.

Tipp

Das Training erfordert viel Geduld. Wenn das Schwein nicht möchte, zwinge es keinesfalls dazu.

Diese Tricks lernen Schweine besonders gut und gerne:

  • Über Hindernisse gehen
  • Sich hinlegen
  • Auf Kommando kommen
  • Spielzeug bringen
  • Am Geschirr laufen

Müssen Schweine, die als Haustiere gehalten werden, spazieren gehen?

An einer Leine zu laufen ist kein natürliches Verhalten für die Minischweinchen. Trotzdem ist es mit Liebe und Geduld möglich, den Tieren das Tragen vom Geschirr und sogar ordentliches Laufen an einer Leine beizubringen. Auch hier eignet sich ein Klicker super.

Tipp

Es sollte sichergestellt werden, dass man das Schweinchen halten kann, wenn es sich z. B. erschreckt. Es ist nur schwer, die Tierchen vor allem in Wäldern wiederzufinden. An einer Straße wären freilaufende Schweine eine große Gefahr für Autofahrer.

Nützliche Tipps zur Haltung von Minischweinen

Zum Abschluss gibt es noch ein paar hilfreiche Tipps rund die Haltung von Teacup Pigs:

  • Vor dem Einzug eines Minischweins sollte der Vermieter zustimmen.
  • Informiere deine Nachbarschaft darüber, denn Schweine sind sehr kommunikativ und grunzen oft recht laut.
  • Kleinkinder werden von Minischweinen häufig als Rivalen angesehen, ohne Aufsicht sollten beide nicht zusammen sein.

Schwein als Haustier und Kinder: Funktioniert es?

Wie bei jedem Haustier sollten die Kids behutsam und unter Aufsicht auf die vierbeinigen Mitbewohner herangeführt werden. Kinder unter 12 Jahren sollten nie allein mit den Schweinen in einem Raum bleiben! Viel besser ist es, gemeinsam mit den Kindern den Umgang zu erlernen und einzelne Aufgaben den Kindern beaufsichtigt übertragen.

Das können Aufgaben für die Kids sein

  • Das Futter für die Schweine zubereiten
  • Kräuter und Gräser sammeln
  • Spielzeug, z. B. einen Leckerli-Ball füllen
  • Wasser holen
  • Gemeinsam das Gehege putzen
  • Gemeinsam das Schweinchen bürsten

Das sind keine guten Aufgaben für die Kinder

  • Den Futtertrog mit Restfutter entfernen
  • Das Schweinchen am Geschirr spazieren führen
  • Hufpflege

So verlockend es auch sein mag, die Verantwortung für die Pflege und Versorgung der Schweine sollte nicht den Kindern überlassen werden. Aus Liebe zum Tier sollten immer Erwachsene das Geschehen überwachen und steuern.

Bildquellen

  • minschweinchen-halten-haustier-tuolu-magazin: christopher-carson
  • schwein-als-haustier-tuolu-magazin: forest-simon-ZKbve9f7Mp4-unsplash
  • schwein-als-haustier-tuolu-magazin: marissa-daeger