Stefan Schwarck liest seit 2010 regelmäßig bei Vernissagen, Lesungen, Poetry Slams und Spokenword-Veranstaltungen im In- und Ausland. Von nachdenklich-ernster Lyrik bis zu bissig-satirischen Texten reicht das Spektrum seiner Texte. Daneben schreibt und liest er Gedichte und Kurzprosa für Kinder. Jetzt hat Stefan Schwarck mit seiner Stiftung „Die blaue Stadt“ das Kinderbuch „Die kleine Fähre“ herausgebracht. Ein Buch für Kinder in schwierigen Lebenslagen.
Stefan, Du bezeichnest Dich selber als Autor und Poet, wie bist Du jetzt darauf gekommen, ein Kinderbuch zu machen?
Stefan: Ich habe immer schon Texte für Kinder geschrieben, Adventskalendertexte für meine eigenen Kinder und Kindergedichte. Dieses Gedicht, „Die kleine Fähre“ ist zum Festakt zum 90. Geburtstag von James Krüß auf Helgoland entstanden. Danach habe ich es immer mal wieder bei Lesungen verwendet und wollte es eigentlich gerne illustriert haben. Ich kann aber selber nicht zeichnen und vor kurzem hat es sich ergeben, dass sich eine Illustratorin, Dagmar Gebert, gefunden hat, die mir die kleine Fähre gezeichnet hat.
Bei Dir im Büro steht eine kleine Fähre. Ist diese Fähre das Vorbild dafür?
Stefan: Das war der ursprüngliche Gedanke. Es sollte so eine Fähre sein, wie man sie von den Nordseeinseln kennt. Mit Autodeck und einer Brücke die wie ein Bügel darüber liegt oder wie so ein Körbchen. Das war das Bild, das ich hatte. Dagmar hatte gar keine Vorstellung wie eine Fähre aussieht, ich habe dann im Internet Fähre eingegeben und stieß auf eine Kanalfähre, die auf dem Ärmelkanal fährt und auf die kleine Kanalfähre die hier in Holtenau fährt. Diese passte für Dagmar am besten und daraus hat sie dann eine erste Skizze gemacht. Die Fähre hat ein Gesicht gekriegt, damit war klar, dass das die kleine Fähre ist.
Die kleine Fähre wird von einer Möwe begleitet, was ist der Sinn dieser Möwe?
Stefan: Die begleitende Möwe ist Dagmars Idee, wie auch die Bilder. Die Möwe ist die See und gehört für uns hier im Norden dazu. Der Text gibt ja ein bisschen was vor und ich hab ihr noch ein paar Sachen gezeigt, zum Beispiel, wie ich mir Helgoland vorstelle und wie roter Sand aussieht. Das ist ein Leuchtturm in der Nordsee. Die Möwe regt dazu an, die Bilder genau anzuschauen und nach ihr zu suchen.
In dem Text kommt ja vor, dass die kleine Fähre sich einen großen Tanker sucht oder der große Tanker da ist, als Hilfe, ein Hoffnungsschimmer sozusagen. Ist das ein Auftrag an die Lesenden sich Hilfe zu suchen?
Stefan: Nein, da steckt überhaupt nichts dahinter. Dieser Kindertext ist vollkommen ohne jeden Gedanken an kranke Kinder entstanden. Es ist einfach die Geschichte einer kleinen Fähre, die täglich hin und her fährt und vom Meer träumt. Sie gerät auf dem Meer in einen Sturm, dann kommt der Tanker, nimmt sie an die Seite und begleitet sie. Eigentlich ist es die Geschichte eines Traumes, den viele Menschen haben: mal ausbrechen und letzten Endes auf den Weg zurückzufinden. Eine ganz einfache Kindergeschichte ohne großen Anspruch an das Tröstende. Das ist wirklich ein schöner Zufall, dass die Geschichte jetzt auch auf dieses Thema passt.
Du hast ja eine Stiftung gegründet, die Kunst und Literatur für Schwerstkranke und ihre Angehörigen macht. War es zum Zeitpunkt der Stiftungsgründung schon dein Plan, ein Buch herauszubringen?
Stefan: Nein, das hat sich dann so ergeben. Die Stiftung war von vornherein offen für alles. Über die Stiftung biete ich Workshops für kreatives Schreiben für Kinder und Jugendliche in schwierigen Situationen an. Weil sie selbst krank sind, oder weil ein Elternteil oder Geschwisterkind krank ist. Ich habe im Elternhaus des Förderkreises krebskranke Kinder hier in Kiel auch mal eine Begrüßungsbroschüre mit Geschwisterkindern von krebskranken Kindern gestaltet. Für Geschwisterkinder, die neu dazukommen, als Beratungsbroschüre sozusagen.
Warum heißt die Stiftung die blaue Stadt?
Stefan: Als ich angefangen habe künstlerisch tätig zu werden, hatte ich diese Bezeichnung im Kopf. Das ist für mich Kiel. Das ist das Blau des Meeres, das Blau des Himmels. Das ist die blaue Blume der Romantik, die blaue Stunde. Das ist I’m feeling blue, das ist Bluemoon. Da ist auch der Blues drin. So benutze ich das für meine Künstlerseite und habe jetzt einfach „Stiftung“ davor gesetzt. „Die blaue Stadt“ hat sich eingeprägt. Theodor Storms „Die graue Stadt am Meer“ kennt jeder und das ist ein bisschen eine Anlehnung daran. Man merkt, ich habe Literaturwissenschaften studiert (und auch abgeschlossen).
Wie ist es dann dazu gekommen, dieses Gedicht als Büchlein rauszubringen und an die Kinderkrebsstationen zu verteilen?
Stefan: Ich wollte immer was mit dem Text machen, vor allem wollte ich eine Illustratorin dafür finden, die mir eine Fähre gestalten und ein Kinderbuch mit raus geben kann. Es war dann naheliegend, das Buch in einer einfachen Qualität zu machen, damit es leicht über Spenden zu finanzieren ist. So kann man das dann auch an möglichst viele Menschen verschenken. Ich habe nie daran gedacht das zu verkaufen.
Wie waren die Reaktionen auf die geschenkten Bücher?
Das Ronald-McDonald-Haus, die Kinderonkologie in Kiel und die Syltkllinik, eine Rehaeinrichtung für Familien mit krebskranken Kindern, haben es geschenkt bekommen.
Stefan: Die haben sich total gefreut und waren sehr begeistert von dem Buch. Das sind ohnehin alle, auch mein Nachbarsjunge war begeistert. Eigentlich von der ersten Skizze an. Ich war selbst ja auch total begeistert als Dagmar die erste Skizze gemacht hat. Eine Fähre mit Gesicht, das hat es perfekt gemacht. Je mehr Seiten sie dann entworfen hat, desto schöner wurde es. Die Resonanz war einfach von allen Seiten ganz ganz positiv.
Plant Ihr für die Zukunft noch mal so ein Projekt?
Stefan: Konkret planen noch nicht, aber ich hab schon mit Dagmar gesprochen, ob wir nicht noch was ähnliches machen wollen. Oder vielleicht auch was ganz anderes, aber auf jeden Fall ist die Zusammenarbeit sehr sehr schön.
Wenn jemand Dich jetzt unterstützen möchte, wie kann er/sie das am besten tun?
Stefan: Spenden ist die eine Seite. Geld wird ja für den Druck immer gebraucht und für die Versandkosten und die Logistik. Je mehr Kinder wir damit erreichen können, desto schöner ist es. Die andere Seite ist, eine Patenschaft zu übernehmen. Die Patenschaft besteht quasi in einer Spende, die man tätigt, damit eine bestimmte Einrichtung die Büchlein bekommt. Dann ist es natürlich auch so, dass wir noch Abnehmer suchen. Wenn Menschen Tipps haben, für eine Einrichtung für die sie sich das vorstellen können, dann freuen wir uns über Hinweise. Ich bin jetzt schon sehr froh, dass die KulturhilfeSH und andere uns unterstützt haben, sodass wir das Projekt ohne Schulden zu machen starten konnten.
Wie hoch wird die Auflage sein?
Stefan: Wir haben jetzt geplant mit 10.000 Stück, das klingt zwar sehr viel. Wenn man sagt 100 Stück pro Einrichtung, dann sind das letzten Endes auch nur 100 Einrichtungen und es gibt sicherlich noch etliche mehr, auch wenn wir an den Hospizbereich und an die Trauerarbeit denken. Dafür ist es auch sehr gut geeignet. In dem Bereich arbeite ich ja auch und es kann für Kinder schon sehr tröstlich sein, ein Buch in die Hand zu bekommen und mal wieder was anderes zu denken und zu sehen.
Wenn jetzt Einrichtungen oder Menschen gerne Bücher haben möchten, dann wenden die sich einfach an dich und schreiben dir?
Stefan: Ja, per E-Mail und dann besprechen wir alles Weitere.
Hier kann man zu Stefan Schwarck Kontakt aufnehmen:
Mail: stefan.schwarck@dieblauestadt.de
Hier kann man spenden:
paypal.me/stiftungblauestadt stiftung die blaue stadt
Sparkasse Mittelholstein AG
IBAN: DE18 2145 0000 0105 2878 09
Das Interview führte für unser Magazin Anja Manleitner – Vielen Dank an unsere Gastautorin!
Bildquellen
- Stefan Schwarck Die kleine Fähre: Stefan Schwarck
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