Was einst mit Tolkin begann, hat sich in der Bücherwelt inzwischen einen riesigen Markt erobert. Regelmäßig erfinden Schriftsteller neue Welten und lassen uns in neue Abenteuer eintauchen. Spätestens nach George R. R. Martin und seiner Reihe „Game of Thrones“ wurden auch Nichtleser von dem Fantasy-Hype erfasst.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass es heutzutage unendlich viele Möglichkeiten gibt, sich in Reihen zu verlieren, sodass die Entscheidung manchmal recht schwer fällt. Außerdem kann es immer wieder vorkommen, dass man einen Fehlgriff tat und enttäuscht ein Buch zusammenklappt, von dem man sich so viel erhofft hat.
Damit euch das nicht passiert, habe ich mir meine 6 liebsten Fantasyreihen einmal zur Hand genommen, um sie euch vorzustellen und garantiere einen hundertprozentigen Suchtfaktor. Terry Pratchett, den Gott der Scheibenwelt, habe ich hier außen vorgelassen. Fantasy-Fans müssen über seine Einzigartigkeit nicht informiert werden.
Sollte dir Terry Pratchett nichts sagen, dann höre auf diesen Artikel zu lesen und gehe SOFORT in die Buchhandlung (Beginne am besten mit „Gevatter Tod“).
Bei meinem letzten Umzug musste ich mich leider von einem großen Teil meiner über tausend Bücher umfassenden Sammlung trennen. Hier aber möchte ich ein paar meiner Lieblinge mit euch teilen, die den Umzug überlebt haben. Diese Reihen sind meine „24 Stunden Bücher“. Für mich bedeutet das, wenn ein neues Buch der Reihe erscheint, muss es innerhalb von 24 Stunden durchgelesen sein, da ich so lange der Fortsetzung entgegen gefiebert habe.
Kim Harrison’s „Rachel-Morgan-Serie“
Genmanipulierte Tomaten haben auf der Welt eine Seuche ausgelöst und einen großen Teil der Menschheit dahingerafft. Da es jedoch „nur“ Menschen waren, stellte sich für die Überlebenden heraus, dass der liebe Nachbar in Wirklichkeit ein Werwolf, eine Hexe oder ein anderes magisches Wesen ist. Diese Wesen waren gegen die Seuche immun und so musste sich die Welt neu ordnen.
In dieser Welt lebt Rachel Morgan, ihres Zeichens Hexe und Kopfgeldjägerin. Nachdem sie bei der magischen Sicherheitsbehörde von Cincinnati gekündigt hat, beschließt sie ihre eigene Agentur aufzubauen. Mit von der Partie sind die Vampirin Ivy und ein Pixie namens Jenks.
Wer sich unter Pixies nichts vorstellen kann, kann sie etwa mit Feen wie Tinkerbell vergleichen. Dieses sollte man aber im Beisein eines Pixies nicht laut aussprechen.
Alle drei leben gemeinsam in einer alten Kirche, in der auch ein junger Gargoyle haust.
Rachel ist nicht unbedingt ein Held. Sie hat ihren eigenen Kopf und katapultiert sich regelmäßig in jede Menge Ärger. Gefahr ist an der Tagesordnung, wobei nicht jeder liebgewonnene Charakter überlebt. Ob Elfen, Geister, Kobolde oder Dämonen… Rachel gewinnt Feinde und Freunde und ist sich manchmal nicht sicher, wer zu welcher Kategorie gehört. Selbstverständlich kommt diese Reihe nicht ohne etwas Erotik aus, was Rachel manchmal in sehr gefährliche Situationen bringt.
Mit viel Humor und einzigartigen Charakteren umfasst diese Reihe inzwischen 14 Bände, wobei der bisher letzte Teil „Der Wandel“ in der Zeit des Seuchenausbruches spielt.
„Blutflüstern“ und „Blutmagie“ sind zwei kleine Einzelgeschichten aus der Welt von Rachel, die aufgrund ihrer Größe besser in die Handtasche passen, als die restliche Reihe.
Der bisher letzte Teil erschien 2017 und ich verfolge regelmäßig Kim Harrisons Facebookseite, um zu erfahren, wann endlich ein weiterer Roman heraus kommt.
Kim Harrison selber ist 1966 in einer Kleinstadt von Michigan geboren worden. Bevor sie mit dem Schreiben anfing, hielt sie sich mit diversen Jobs über Wasser. Die Rachel-Morgan-Serie begann sie 2004 und ich hoffe, dass sie mit dem Schreiben nicht so schnell aufhört.
Richard Schwartz – „Das Geheimnis von Askir“ & „Die Götterkriege“
Richard Schwartz hat hier ein ganzes Universum aufgebaut, das insgesamt drei Reihen umfasst. Was 2006 mit der Reihe „Das Geheimnis von Askir“ begann, ließ mich so sehr mitfiebern, dass ich die einzelnen Bücher immer wieder las, während ich auf den nächsten Band warten musste. Als 2010 der letzte Teil der Reihe angekündigt wurde, jubilierte ich, dass die Spannung endlich aufhören möge und freute mich auf ein phänomenales Ende. Leider hatte ich falsch gedacht, wobei „Leider“ falsch ausgedrückt ist, denn die Reihe bekam mit „Die Götterkriege“ eine Fortsetzung. Drei weitere Romane, die in der Hauptstadt Askir spielen und die Geschichte von Nebencharakteren der Hauptreihen im Fokus haben, schließen die Saga ab. Mit insgesamt 15 Romanen kann diese Welt sich also durchaus sehen lassen.
Havald „der Wanderer“ durchstreift seit Jahrhunderten die Welt. Zusammen mit der Halbelfe Leandra und manchmal recht eigenwillige Gefährten, versucht er seine Heimatwelt von dem Nekromantenkaiser Thalak zu befreien, der die bisher bekannte Welt vernichten will.
Magische Portale und mystische Wesen helfen ihnen bei dem Kampf gegen die Vorherrschaft der Nekromanten. Überraschende Wendungen lassen die Reihe nie langweilig werden und geben immer wieder einen „Aha-Moment“.
Richard Schwartz selber ist eigentlich Flugzeugmechaniker, der ein Studium in Elektrotechnik und Informatik absolviert hat. Davon ist in den Büchern aber nichts zu finden. Als passionierter Rollenspieler schreibt er gerne in der Nacht und erschuf dadurch ein einzigartiges Universum.
Laini Taylor – „Zwischen den Welten“
Ja, ich gebe es zu, dass es eigentlich eine Jugendromanreihe ist. Was aber spätestens nach Harry Potter nicht unbedingt etwas heißen muss.
Teil 1 der Reihe bekam ich von meiner Schwägerin als Urlaubslektüre geschenkt. Was soll ich sagen? Band 2 wurde zwei Tage später bestellt. Mit nur drei Teilen ist die Serie durchaus überschaubar, wobei ein vierter Roman, der an die Hauptgeschichte anbindet, nur als E-Book zu erhalten ist.
Die Hauptdarstellerin Karou ist auf den ersten Blick eine einfache Kunststudentin mit blauen Haaren in den Straßen Prags, die für ihr Leben gerne Monster zeichnet. Auf den zweiten Blick arbeitet sie für Brimestone, einen Wunschhändler, reist durch seinen Laden durch die ganze Welt und erledigt Aufträge für ihn. Die Monster in ihrem Zeichenblock sind reale Wesen, die bereits ihr Leben lang zu ihrem Alltag gehören.
Als mysteriöse schwarze Handabdrücke an Türen auftauchen und die Portale auf der Welt zerstört werden, beginnt für Karou ein Abenteuer, mit dem sie nie gerechnet hätte.
Diese Reihe lässt beim Lesen Fragen aufkommen, die zum weiterlesen animieren und als Belohnung auch beantwortet werden. Die Charaktere sind liebevoll aufgebaut und der Schreibstil lässt den Leser voll und ganz in Karous Welt(en) eintauchen.
Laini Taylor, 1971 in Kalifornien geboren, lebt heute mit Mann und Kind in Portland. Der erste Teil der Reihe „Zwischen den Welten“ wurde 2011 von Amazon zum besten Jugendbuch des Jahres gekürt und steht inzwischen in Verhandlung verfilmt zu werden.
Michael Peinkover – Die „Orcs“ in der „Erdwelt-Saga“
Michael Peinkover hat sich mit diversen Fantasy- Reihen einen Namen gemacht. Meiner Meinung nach ist die Orc-Reihe aber etwas, was seinesgleichen sucht. Die ungleichen Orc-Brüder Balbok und Rammar erleben ihre Abenteuer in bisher 8 verschiedenen Romanen, wobei drei mit einer weiteren Reihe des Autors verknüpft sind. In dieser kommen die beiden Orcs eigentlich nicht vor, wohl aber ein Ahne der beiden. Der letzte Band „Die Ehre der Orcs“ erzählt aus der Jugend der Brüder und beantwortet diverse Fragen, die sich der Leser bis dahin vielleicht gestellt hat.
2010 erschien der erste Band „Die Rückkehr der Orcs“ aus der Erdwelt-Saga. Während Orcs von Natur aus grausam, einfältig und hinterlistig sind, sind diese Orcs dazu berufen, die Welt zu retten, wobei Rammar davon häufig nicht so begeistert ist. Mit viel Wortwitz und jeder Menge Action gehen die Brüder ihren Weg, natürlich nicht ohne bru-mill (orcisches Nationalgericht) und dem orcischen Blutbier ful-birr.
Es ist die Einzigartigkeit der Charaktere der beiden Brüder, die für mich diese Reihe so unglaublich charmant macht. Sie können biestig, hass- oder wuterfüllt sein, aber auch sehr liebevoll und witzig. Der Schlagabtausch in den Unterhaltungen zwischen Balbok und Rammar sucht seinesgleichen. Dadurch schaffen sie es auf ihre eigene Art sich in das Herz jeden Lesers zu kämpfen.
Als einziger deutscher Autor in meiner Auflistung ist der studierte und 1969 geborene Michael Peinkofer hierzulande ein Bestsellerautor, der seinesgleichen sucht. Inzwischen ist die Erdwelt-Saga nicht mehr seine einzige Romanreihe, aber auf jeden Fall hat sie ihn ganz weit nach vorne katapultiert.
Peter V. Brett – „Der Dämonen-Zyklus“
Der Dämonen-Zyklus besteht aus 6 Romanen und vier Novellen, die in dem Band „Das Feuer der Dämonen“ in einem Buch zusammengefasst wurden. Die deutsche Erstausgabe erfolgte 2009 und fand 2017 ihr spektakuläres Ende. Selten hat mir der Abschluss einer Saga so gut gefallen und mich so wehmütig zurückgelassen.
Ich hatte einem Freund die Reihe empfohlen und er weigerte sich über Wochen stoisch die letzten 200 Seiten zu lesen, weil er nicht wollte, dass die Reihe zu Ende ging.
Der Junge Arlen lebt in einem Land, in dem sich nachts die Dämonen aus dem Boden erheben und die Menschheit mehr und mehr zurückdrängt. Die einzige Sicherheit bieten Siegel, die Haus, Hof und das eigene Leben schützen sollen. Als Arlens Mutter bei einem Angriff ums Leben kommt und sein Vater nur tatenlos zusehen kann, beschließt Arlen seinen Heimatort zu verlassen. Er versucht Menschen zu finden, die ihm mehr über das Geheimnis der Bannzeichen verraten können.
Arlen wird mit den Büchern älter und bezahlt einen hohen Preis dafür, unfreiwillig zu einem Helden der gesamten Menschheit zu werden.
Selten habe ich so detailgenaue Charaktere gefunden, wie in diesem Buch. Sie wachsen, ändern ihre Meinung und werden zu eigenständigen Personen, deren Werdegang man manchmal schmerzhaft nachvollziehen kann.
Am Ende der Reihe schließt man das letzte Buch und hat das Gefühl, dass eine Ära beendet wurde.
Der studierte Peter V. Brett ist 1973 geboren und lebt heute mit seiner Familie in New York. Der Dämonen-Zyklus ist bisher seine einzige Romanreihe und stürmte international die Bestsellerlisten.
Patricia Briggs – Die „Mercy-Thompson-Reihe“
Patricia Briggs, geboren 1965, ist den Fantasy-Fans bereits seit Jahren bekannt. Schließlich hat sie bereits etliche preisgekrönte Fantasy-Romane veröffentlicht. Ich habe mich für die Mercy-Thompson-Reihe am meisten begeistern können.
Mit der „Alpha und Omega-Reihe“ konnte ich nie warm werden, obwohl sie in der gleichen Welt spielt. Mercy allerdings hat es mir angetan. 12 Romane umfasst die Reihe inzwischen, wobei der bislang aktuellste Roman aus einzelnen Geschichten besteht, die offene Fragenstränge beantworten. Auch ein Comic wurde Mercy gewidmet, das ich selbstverständlich stolz mein Eigen nennen darf.
In einer Welt, in der Hexen, Vampire, Feen und Kobolde unerkannt unter uns leben, arbeitet Mercy in einer Autowerkstatt als Mechanikerin. Sie ist eine „Walkerin“, die die Gabe hat, sich in einen Kojoten zu verwandeln und die letzte ihrer Art. Selber in einem Werwolfrudel aufgewachsen, kann sie einen Vampir als ihren besten Freund bezeichnen. Überaus menschlich hat sie des Weiteren eine Schwäche für Fastfood und alte Filme.
Mercy ist keine Superheldin. Bis auf ihre Gabe kann sie nicht viel mehr, aber ihr Selbstbewusstsein und ihr freches Mundwerk helfen ihr immer wieder aus gefährlichen Situationen, in die sie sich, manchmal freiwillig, manchmal unfreiwillig, hineinmanövriert hat.
Am meisten Spaß macht es ihr, das Oberhaupt des angrenzenden Werwolfsrudel in den Wahnsinn zu treiben. Was vielleicht auch daran liegt, dass sie ihn nicht ganz unattraktiv findet.
Patricia Briggs hat mit Mercy einen einzigartigen Charakter geschaffen, mit dem man mitfiebern, mitlachen oder mitweinen kann.
Fazit
Selbstverständlich hätte die Liste noch viel länger werden können. Ich hätte auch tiefer in die Inhalte der verschiedenen Reihen eingehen können. Ich hätte ebenso ganze Seiten über die einzelnen Charaktere und deren Geschichten füllen können. Aber das wollte ich nicht. Ich wollte einen kurzen Einblick geben, Ideen für Menschen, die überlegen, welches Buch sie als Nächstes lesen können. Vielleicht ist ja auch jemand dabei, der eigentlich gar nicht liest und sich nur nach einer Urlaubslektüre umschaut. Mit diesen sechs Reihen findet jeder etwas, von dem er begeistert sein wird. Ein Buch wird beendet und schon der nächste Teil in die Hand genommen. Spätestens dann werdet auch ihr feststellen, dass ihr ebenfalls von der „24 Stunden Buch-Sucht“ befallen seid.
Solltest du kein Fan von Fantasy-Romanen sein, dann schau dir doch einmal unseren Cosy-Crime Artikel an.
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