Endlich hat man die Schulzeit hinter sich und stürzt sich ins Leben. Im Laufe der Berufstätigkeit kann aber der Wunsch entstehen den Bildungsweg fortzusetzen. Man ist reifer geworden und hat vielleicht Karriereträume, die sich nur mit einer weiteren Ausbildung oder einem Studium verwirklichen lassen. Um zu studieren, muss man in vielen Fällen das Abitur nachholen, da es zwingende Studienvoraussetzung ist.
Papier ist in Deutschland immer noch sehr wichtig
Viele Ausbildungsgänge und Studiengänge verlangen das Abitur als Abschluss als Zugangsvoraussetzung. Der Erwerb der Hochschulreife ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. In manchen Fällen werden Berufserfahrungen angerechnet, sodass eine Zulassung auch ohne Abitur möglich ist. Hat man aber eine Wunschausbildung entdeckt, die das Abitur als Abschluss erfordert oder will einfach seine Chancen auf Aufstieg im Betrieb erhöhen, kann man auf verschiedenen Wegen das Abitur nachholen.
Abitur nachholen: Abendschule, Online-Studium oder Kolleg
In Deutschland gibt es viele Wege zum Abitur im zweiten Bildungsgang. Je nach Berufstätigkeit, Lebensumständen, Motivation, finanziellen Mitteln und auch verfügbarer Zeit kann man sich für die persönlich am besten passende Variante entscheiden.
Es gibt Anbieter von Vollzeitunterricht zum Beispiel an einem Kolleg, Teilzeitunterricht als Abiturkurse an einer Abendschule oder Abendgymnasium. Ein Fernstudium ist ebenso möglich.
Abitur nachholen, dort geht es:
Bildungsweg | Ablauf | Dauer | Vorteile | Nachteile |
Abitur an einem Kolleg | Wie an einem Gymnasium, der Schüler besucht das Kolleg und verbringt 30 bis 32 Stunden pro Woche mit Unterricht im Klassenraum | 2 bis 3 Jahre, je nach Einstufung | Feste Strukturen und Vorgaben, verkürzte Dauer, je nach Einstufung möglich | relativ hohe monatliche Kosten (bis zu 500 Euro im Monat) und berufliche Tätigkeit nebenbei nicht möglich |
Abitur per Fernstudium – Fernabitur | Abitur im Fernstudium oder über eine Fernschule, hauptsächlich Online-Kurse, ab und an auch Präsenztage | 2 bis 3 Jahre | zeitlich flexibel, ortsunabhängig, Kosten zwischen 100 und 200 Euro im Monat, man kann weiter berufstätig sein | gute Selbstorganisation und Motivation nötig |
Online Abitur | Abitur erwerben mit Unterricht über Online-Kurse und Präsenztage, wird in manchen Bundesländern an bestimmten Schulen angeboten | 4 bis 6 Semester | kostenfrei, Variantenreichtum der Lernmethoden die Lehrinhalte können individuell angeeignet werden, Berufstätigkeit kann weiter ausgeübt werden | Präsenzzeiten sind verpflichtend, erfordert viel Selbstdisziplin, ist nur in wenigen Bundesländern verfügbar |
Abitur am Abendgymnasium oder an der Abendschule | das Abitur am Abendgymnasium ist ähnlich dem Abitur am Kolleg, die Unterrichts-Stunden finden aber am Abend statt und meist Montag bis Freitag | 3 bis 4 Jahre | je nach Schule kostenfrei, Tagesablauf muss nicht geändert werden, Berufstätigkeit kann weiter ausgeübt werden | manche Schulen in nicht staatlicher Trägerschaft verlangen Gebühren und es erfordert einiges an Überwindung nach einem vollen Arbeitstag den Unterricht zu besuchen |
Abitur an der VHS – Volkshochschule | meist über Vorbereitungskurse zur Prüfung an Regelschulen, es nennt sich auch Externenabitur | zwischen 2 und 4 Jahren | je nach Kursangebot variable Zeiten, meist aber abends, sodass eine Berufsausübung möglich bleibt | Semestergebühren bis 800 Euro möglich, gute Organisation und hohe Überwindung erforderlich |
Kosten und UnterstĂĽtzung
Nicht nur Zeit muss für den Hochschulabschluss investiert werden, sondern auch noch weitere Kosten können auf einen zukommen und sollten mit eingeplant werde. Es fängt bei der Finanzierung der Unterrichtsmaterialien an, geht über Fahrtkosten und auch Anmeldegebühren und Schulgelder sind in vielen Fällen notwendig.
Doch keine Panik, es gibt verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung. Es muss aber immer im Einzelfall geprüft werden, welche Möglichkeiten und Voraussetzungen bestehen und genutzt werden können. Es gibt zum Beispiel eine staatliche Förderung und an den staatlichen Schulen ist in der Regel auch kein Schulgeld nötig. Bei der Förderung durch öffentliche Gelder ist unter anderem aber wichtig, dass man deutscher Bundesbürger ist und seinen Wohnsitz in Deutschland hat. Für den Erwerb des Hochschulabschlusses gibt es sogenannte Bildungsprämien oder auch Schüler-BaföG.
Eine wenig bekannte und genutzte Möglichkeit der Finanzierung sind Stipendien. Sie werden oft von Stiftungen, privaten Initiativen oder auch durch die Schulen direkt vergeben.
Beispiele von Stiftungen:
Für die Recherche der Unterstützungsmöglichkeiten kann man sehr gut Suchmaschinen und persönliche Kontakte nutzen. Einfach mal in den Online-Magazinen oder Blogs schauen, dort findet man viele Tipps und Informationen.
Abitur mit AbkĂĽrzung
Wer schon ĂĽber 25 Jahre alt ist und eine Berufsausbildung abgeschlossen hat kann mit einer sogenannten BegabtenprĂĽfung direkt das Abitur ablegen. Man kann sich somit den Besuch eines Kollegs oder Volkshochschule sparen und direkt die ReifeprĂĽfung ablegen und so den Hochschulabschluss erwerben.
Leider gibt es noch nicht in allen Bundesländern diese Möglichkeit. In folgenden Bundesländern wird die Begabtenprüfung allerdings bisher angeboten:
- Baden-WĂĽrttemberg
- Bayern
- Berlin
- Bremen
- Hessen
- Mecklenburg-Vorpommern
- Nordrhein-Westfalen
- Schleswig-Holstein.
Informationen und Möglichkeiten finden sich auf den jeweiligen Webseiten der Kulturminister Konferenzen der einzelnen Bundesländer.
Wo kann ich denn jetzt mein Abitur nachholen?
Die Bildungslandschaft in Deutschland sehr umfangreich und vielfältig, sodass es nicht einfach ist die passenden Anbieter zu finden. Auch sollte man unbedingt darauf achten, dass der Schulabschluss staatlich anerkannt ist und ob der Anbieter als seriös angesehen werden kann.
Der zukünftige Schüler kann sich in den diversen sozialen Netzwerken umhören, die jeweiligen Schulen direkt kontaktieren und sich Unterlagen zuschicken zu lassen.
Wenn man diese Informationen gesammelt hat, kann man nun die verschiedenen Angebote miteinander vergleichen und sich für die persönlich passenden Variante entscheiden.
Persönliche Entscheidungsfaktoren für Abi-Nachholkurses könnten unter anderem sein:
- Welche Kosten kommen auf den Abiturienten zu?
- Wie lange dauert es bis zum Abschluss?
- Welche Lernform wird angeboten?
- Welche Zugangsvoraussetzungen mĂĽssen erfĂĽllt werden?
- Wieviel Zeit muss ich investieren?
- Ist der Kurs mit meiner persönlichen Lebenssituation zu vereinbaren?
Die gut überlegte und aufwendige Vorabrecherche kann über Erfolg oder Misserfolg entscheiden und man sollte sich genügend Zeit dafür nehmen. Eine gute Webseite des Anbieters und schnelle Reaktionszeiten können zum Beispiel schon auf eine gute Qualität des Anbieters hinweisen. Das persönliche Gespräch ist immer eine gute Möglichkeit, um sich zu informieren.
Zeitplanung fĂĽr Abitur-Nachholkurse
Je nach vorliegendem Schulabschluss kann der Weg zum Abitur auch recht lang werden. Wenn kein sogenannter qualifizierter Bildungsabschluss vorliegt, kann der Weg zur Reifeprüfung seine Zeit in Anspruch nehmen, da erst ein Abschluss der mittleren Reife abgelegt werden muss. Die Mittlere Reife oder auch Realschulabschluss genannt, wird in den meisten Abiturkursen als Grundvoraussetzung gefordert. Zusätzlich wird meist auch schon eine gewisse Berufspraxis vorausgesetzt.
Mindestens 12 Monate mĂĽssen investiert werden. Meist dauert es aber 2 bis 3 Jahre, bis man endlich sein Abschlusszeugnis in der Hand halten darf und das Abi nachgeholt hat.
Wer sich entschieden hat sein Abitur nachzuholen, sollte sich Unterstützung bei Freunden und der Familie holen und die Lernzeiten fest in seinen Alltag mit einplanen. Wichtig ist es auch den Arbeitgeber zu informieren, da dieser manchmal auch gerne seine Unterstützung anbieten möchte. Den meisten Arbeitgebern liegt viel an der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter und sollte so mit einbezogen werden. Wenn es keine finanzielle Unterstützung gibt, dann doch meist die Unterstützung in Form von Freistellung zur Prüfungsvorbereitung oder ähnlichen Angebote.
Viele Fachbücher, Internetforen aber auch andere Medien bieten gute Grundlagen zur Gestaltung des Lernens. Hier wurden ein paar Tipps zusammengestellt, die helfen können:
Lerntipps für berufstätige Abiturienten:
Lerntipps für berufstätige Abiturienten:
- Realistische Ziele setzen
- Lektionen in kleine ĂĽberschaubare Abschnitte teilen
- Lerntyp herausfinden und danach die Variante wählen
- Fach fĂĽr Fach einzeln abarbeiten oder einen Lernplan erstellen
- Priorisierungen festlegen
- Bei Erreichen der selbst gesetzten Ziele sich selbst belohnen
Alternativen oder Plan B
Für viele Berufsausbildungen und inzwischen auch Studienangebote ist das Abitur nicht mehr notwendig. Es kann sein, dass die Fachhochschulreife auch schon als Zugangsvoraussetzung anerkannt wird. Insbesondere Studiengänge mit Praxisbezug könnten da eine gute Wahl für Berufstätige sein.
Im Gesundheitswesen, der Elektrotechnik, dem Maschinenbau oder anderen Ingenieursstudiengängen ist das Fachabitur der richtige Weg.
Wie oben schon erwähnt, kann auch die Begabtenprüfung eine gute Variante sein. Der Bewerber wird schriftlich und mündlich geprüft und kann so den Abschluss erwerben. Wer sich nicht sicher ist, ob seine Kenntnisse zum Ablegen der Prüfung ausreichend sind, kann entsprechende Vorbereitungskurse belegen und diese zur Prüfungsvorbereitung nutzen.
Immer mehr Hochschulen bieten inzwischen auch die Möglichkeit des Studiums ohne Abitur an. Dieses Angebot richtet sich hauptsächlich an berufserfahrene Personen, die zum Beispiel unter Nachweis der geeigneten Voraussetzung oder nach einem Eignungstest zugelassen werden können.
Statistik zum Schluss
Grundsätzlich ist die Durchfallquote bei Abiturienten, die ihren Abschluss im zweiten Bildungsweg ablegen sehr gering.
90 Prozent der SchĂĽler schaffen das Abitur
Je grĂĽndlicher man sich auf das Abitur vorbereitet, die Voraussetzungen prĂĽft und fĂĽr seine eigene Motivation sorgt, desto weniger Angst muss man vor dem Ablegen der Hochschulreife haben. Dementsprechend sollte jeder, der mit dem Gedanken spielt, den Versuch wagen.
Unsere Profile im Netz