„Küken sollen nicht vergast werden.“ Ein Interview mit Annalina Behrens von haehnlein.

Annalina wirkt etwas busy, als ich sie in der Zentrale Fürstenhof treffe, um mit ihr über das haehnlein Konzept zu sprechen. Von einem Meeting geht es sofort ins Nächste. Ein nahtloser Übergang, den man von Führungskräften durchaus kennt. Trotzdem hat die Unternehmerin ein offenes Lächeln und Zeit für ein Gespräch.

Seit 2012 ist Annalina die Geschäftsführerin ihrer eigenen Aufzucht und ebenso die Initiatorin des haehnlein Konzeptes. Ebenso arbeitet sie in der Geschäftsleitung des Erzeugerzusammenschlusses Fürstenhof. Die Leidenschaft und das Interesse für den Food-Bereich bringt sie aus der Familie mit.

Schon mein Urgroßvater ist mit dem Fahrrad von Hof zu Hof gefahren und hat die Eier eingesammelt, die übrig blieben. Dann hat er sie auf dem Markt verkauft. Später hatte er andere Menschen, die für ihn fuhren. Dann wurden die Eier mit dem LKW gefahren und verkauft“, erzählt sie.

Nach dem BWL-Studium mit einer Zusatzqualifikation im Marketing hat Annalina zuerst ein eigenes Start-up gegründet, welches Verbraucher mit Lebensmittelunverträglichkeit und Allergien unterstützen sollte. Die Zeit war auch noch nicht reif gewesen, verrät sie. Der Lebensmittelhandel online steckte in Deutschland noch in Kinderschuhen. Ihr Vater suchte währenddessen jemanden, der die Aufzucht von Junghennen übernehmen wollte. Annalina hat sich entschieden und stieg in das Geschäft mit den Eiern und den Hühnern ein.

Wie kam es zu der Idee, die Bio-haehnlein nun so weit brachte?

Als mein Vater mich gefragt hat, ob ich es mir vorstellen kann, in das Geschäft einzusteigen, habe ich zuerst mit Praktika angefangen. Ich wollte in jedem Bereich ein Praktikum gemacht haben, um zu wissen, wie sie funktionieren. Irgendwann war ich dann dabei, als man die Küken sortiert hat – nach Hahn und Henne. Die Hennen sollten weiter leben, die männlichen Tiere wurden aussortiert. Ich habe gesehen, wie die Küken vergast wurden und mir war klar, dass es so nicht bleiben darf. Es musste doch eine bessere Lösung geben.“

Annalina – Die Initiatorin von haehnlein

Wie waren die Reaktionen als Du beschlossen hast, die Brüderhähne aufzuziehen?

Ich wusste noch überhaupt nicht, was sich daraus ergeben wird. Ich habe einfach gesagt, wir müssen das jetzt machen. Und die anderen Landwirte im Erzeugerzusammenschluss haben dann einfach „Okay“ gesagt und wir haben erstmal mit wenigen Hähnen angefangen. Es war alles komplett neu und mir haben auch viele gesagt, niemand würde das Fleisch von alten Hähnen essen wollen. Wir haben aber trotzdem an die Idee geglaubt.“

Annalina sollte Recht behalten. Die Nachfrage an den Produkten der Erzeugergemeinschaft ist groß. Inzwischen gibt es zahlreiche Produkte unter der Marke, dazu gehören neben Eiern und Fleisch auch die leckere Salami-Snacks „Power Mampfer“. Zusätzlich vertreibt die Marke verschiedenste Fertiggerichte in der „Ess-Klasse“. Wer sich aber ein typisches, minderwertiges Mikrowellengericht vorstellt, irrt. Geschmacklich und qualitativ erreichen die Gerichte eine volle Punktzahl – die gesunden und leckeren Mahlzeiten wirken frisch und beinhalten keine unzähligen Zusatzstoffe oder Geschmacksverstärker.

Tipp

Hier kannst Du Dich über die haehnlein-Produkte informieren

Wie ist haehnlein organisiert?

Es sind mehrere Bauernhöfe, die alle eine GmbH sind. Insgesamt zählen wir 23 Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Niedersachen und es sind 260 Mitarbeiter beschäftigt. Man hilft sich und plant zusammen wer was anbaut. Zusammen haben wir alle wichtigen landwirtschaftlichen Maschinen, die von allen benutzt werden können. Das erfordert viel Planung, aber man hilft sich gegenseitig aus. Niemand wird im Stich gelassen. Wenn jemand mal eine schlechte Phase hatte, fangen die anderen die betroffenen Höfe auf.

Außerdem kooperieren wir mit anderen Betrieben, die uns aushelfen, wenn wir beispielsweise Unterstützung beim Aufziehen einer Herde brauchen. Für unsere Erzeuger übernehmen wir die Logistik, das Marketing und alles, was dazu gehört – bis hin zum Verpackungsmaterial.“

Das Team der Kükenretter

Was habt ihr mit der Erzeugergemeinschaft bisher erreicht?

Durch unser Konzept konnten wir auf jeden Fall für viel mehr Tierwohl sorgen. Wenn man die Hähne beobachtet, wie sie spielen, balzen und ihr Leben genießen, kann man gar nicht anders. Inzwischen haben wir eine Million Küken vor dem Schreddern retten können.

Projekte wie haehnlein sind für uns absolute Vorreiter, aber auch der Mittelpunkt der Zukunft. Immer mehr Menschen wird bewusst, dass sich etwas ändern muss und sie wollen hinter die Kulissen schauen. Annalina gibt Interessenten zahlreiche Einblicke über eine transparente Kommunikation auf der Website sowie zahlreiche Beiträge in sozialen Netzwerken.

Die Resonanz stimmt – Menschen finden das Konzept gut und auch große Händler wie REWE, Edeka oder real haben die Produkte der Erzeugergemeinschaft im Sortiment.

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Das Projekt haehnlein engagiert sich für Tierwohl. Die Tiere werden aber trotzdem gegessen. Passt es zusammen?

Ich muss sagen, ich persönlich esse kaum noch Fleisch. Wenn, dann entweder Wild oder unsere eigenen Hähne. Aber grundsätzlich habt ihr Recht. Früher oder später werden die Brüderhähne gegessen. Anders wäre es gar nicht möglich, die Eierproduktion und die Aufzucht der Tiere zu finanzieren. Wenn man aber sieht, was für eine Lebensqualität unsere Brüderhähne haben, stellt man sich die Frage gar nicht, ob es das wert war sie nicht zu vergasen. Bis sie ausgestallt werden, können sie ihr Leben genießen.“

Zum Schluss darf ich mir noch die Tiere sowie die Anlage für das Sortieren und Verpacken von Eiern ansehen. Als wir den Außenbereich des Stalls betreten, wirken die Hähne sehr aufgeweckt und neugierig. Sie versammeln sich um uns herum und beobachten die Besucher. Annalina streut Futter hin, während wir über eine riesige Anlage spazieren. Hähne liegen in der Sonne und unter Bäumen, laufen umher oder warnen sich gegenseitig, wenn ein Raubvogel im Himmel erscheint. Es wirkt friedlich und liebevoll.

Nach diesem Besuch stellt sich mir nicht die Frage, ob es richtig ist, die Brüderhähne aufzuziehen. Die Tiere sind gesund, haben ein artgerechtes und lebenswertes Leben und sind wirklich die Mühe wert.

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