Der Wandel der Zeit
Viele Menschen beginnen die Welt mit anderen Augen zu betrachten. Sei es im Hinblick auf die Umwelt, auf die Nachhaltigkeit oder andere Aspekte des Alltags. Der Trend plastikfrei zu leben, wird in Deutschland immer größer und von mehr und mehr Leuten angenommen. Auf der politischen Agenda ist das plastikfreie Leben mittlerweile auch ganz weit oben. Der Plastikmüll verschmutzt nicht nur unseren Planeten, sondern auch unsere Körper. Die neue Generation Y – Kinder der 90er stellen prinzipiell alles in Frage und gehen sehr auf die Umwelt und den Nachhaltigkeitsaspekt ein. Sie zeigen aktuell, wie man plastikfrei leben kann ohne Einbußen machen zu müssen.
Doch wo genau beginnt ein plastikfreies Leben?
So viel Plastikmüll entsteht jährlich in Deutschland
Die „Heinrich-Böll-Stiftung“ und der „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ stellen jährlich ihren Plastikatlas zu Verfügung. Hier kan man genau nachlesen kann, welche Auswirkungen der Kunststoff auf unser Leben hat. Aus der Studie geht hervor, dass die Deutschen rund 38 Kilogramm Plastikmüll pro Kopf im Jahr 2016 produziert haben. Hier sind nicht nur die Mülldeponien überlastet. Auch die Meere, unsere Gesundheit, Böden, Binnengewässer und vieles mehr leiden unter dem Plastikmüll.
Plastik ist unscheinbarer als man denkt und doch allgegenwärtig
Manch einer würde staunen, was alles in Plastik verpackt ist oder worin der Kunststoff überhaupt enthalten ist. Nicht nur Einkaufstüten, sondern auch Kosmetik, Kleidung, Verpackungen und vieles mehr bestehen aus Plastik.
Man kann aber dennoch ganz bewusst auf dieses Produkt im Leben verzichten. Und das geht sogar ohne verzichten zu müssen. Die Lebensweise Plastik zu vermeiden ist noch neu. Vor allem junge Leute denken an den Planeten und an die Zukunft ihrer Kinder und Kindeskinder. Somit beschäftigen sich zahlreiche YouTuber oder Influencer mit genau diesen Aspekten und zeigen ihrer Community einen alternativen Weg.
Bewusst plastikfrei leben
Nun stellt sich die Frage, wie man im Alltag Plastikmüll reduzieren kann und ob es einen im Alltagsleben (zu sehr) einschränkt. Diese nachfolgende Auflistung zeigt, worin sich Plastik befindet und wie man im Alltag plastikfrei leben kann.
Plastikfrei Einkaufen
Der erste große Punkt beim Thema Plastik sind ganz klar die Verpackungen. Vor allem in der Lebensmittelindustrie wird dieses Material so oft verwendet wie kein anderes. Das Meiste im Supermarkt ist in Plastik verpackt. In der Obst- und Gemüseabteilung kann man frei entscheiden, ob man die lose Ware in eine Plastiktüte packt oder unverpackt lässt. Doch danach hört es meistens auch schon wieder auf. Seit einigen Wochen wird auch immer mehr von den kleinen Gemüsetüten, die an den Regalen hängen, Abstand genommen.
Produkte aus dem Kühlregal funktionieren kaum bis sehr schlecht ohne abgedichtete Plastikverpackung. Vor allem Fleisch kann aus hygienischen Gründen im Laden nicht plastikfrei verkauft werden. Selbst an der Frischetheke wird die Käse- oder Wurstware in Papier gewickelt, das an der Innenseite mit Kunststoff ummantelt ist. Somit ist der größte Teil der Lebensmittel, die wir einkaufen, nicht plastikfrei verfügbar.
Jeder Mensch entscheidet für sich, was er isst, was er einkauft und in welcher Form er es kauft. Dies wirkt sich entsprechend auf unsere Ernährung sowie die Gesundheit aus. Interessant ist auch, dass auf den Ackerflächen teilweise viel mehr Kunststoffe in Form von Mikroplastik landen, als in den Meeren. Diese werden im Boden gefunden, wo sie im ständigen Kontakt mit den angebauten Lebensmitteln sind.
Kosmetik
Aber nicht nur in der Lebensmittelabteilung finden wir Plastik. Auch die Kosmetikbranche ist stark davon betroffen. Zahnbürsten, Einwegrasierer, Cremes, Duschgel und vieles mehr funktioniert vermeintlich nicht ohne den Alltagskunststoff. Und das ist nur die Verpackung. Auch in den Produkten lauert Plastik – in Form von Mikroplastik. Natürlich befinden sich auch weitere Schadstoffe in diversen Kosmetika. Mikroplastik kommt aber sehr häufig vor und wird vom Körper aufgenommen. Reinigungsmittel, Menstruationsprodukte oder Make-up sind voller Kunststoffe und können ohne diese auch nicht produziert werden. Dies alles sind Wegwerfartikel, die zum Klimawandel beitragen und dem Planeten schaden.
Textilien, Luft- und Raumfahrt, Automobilindustrie
Die Textilbranche ist ebenso befallen von Plastik. Kleidung wird häufig aus Polyester hergestellt, welches ein einfaches und pflegeleichtes Material für den Alltag ist. Diese Kleidung ist günstiger und kann somit auch schneller weggeschmissen werden. Die Automobilindustrie verbraucht ebenso viel Kunststoff im Bau von Armaturen, den Sitzen, der Verkleidung und der Technik, die sich im Inneren befindet. Es spielt keine Rolle, wo man hinschaut. Egal ob es Luft- und Raumfahrt, Elektronik und Technik oder das Bauwesen sind. Plastik ist einfach unverzichtbar und überall.
Bedeutet plastikfrei zu Leben automatisch zu verzichten?
Es stellt sich also nun die Frage, ob man überhaupt plastikfrei leben kann. Die Antwort darauf ist ein eindeutiges Ja. Jeder kann seinen Plastikverbrauch reduzieren. Du kannst den eigenen Haushalt und Alltag dementsprechend anpassen und einen kleineren ökologischen Fußabdruck auf der Erde hinterlassen. Es gibt zahlreiche Alternativen, die ein plastikfreies Leben ohne Verzicht ermöglichen.
Plastikfreie Alternativen
Einkaufen
Fangen wir wieder ganz oben an: der Einkauf von Lebensmitteln. Beim Einkaufen kann man klar und deutlich in mehreren Hinsichten auf Plastik verzichten oder es deutlich reduzieren. So gibt es für die lose Ware in der Obst- und Gemüse Abteilung entsprechende Netze aus Baumwolle, Biofasern oder anderen natürlichen Materialien. Diese Netze kann man immer wieder verwenden und bei Bedarf auch in der Waschmaschine waschen.
Man kann aber auch einfach die Ware lose in den Einkaufskorb legen, ohne sie zu verpacken.
Wer im Häkeln begabt ist, findet hier eine kostenlose Anleitung für die „Edda“, einen wiederverwendbaren Beutel für loses Obst und Gemüse.
Für die Frischetheke kann man sich eigene Behälter aus Edelstahl oder aus Glas mitnehmen, in die die Käse- und Wurstwaren gelegt werden können.
Um den ganzen Einkauf nach Hause zu bringen, kannst du große Mehrwegbeutel benutzen, die aus recyceltem Kunststoff hergestellt wurden. Papierbeutel oder einen Rucksack sind ebenso eine plastikfreie Alternative.
Der neue Trend: „Unverpackt Läden“
Besonders beliebt sind in letzter Zeit die „Unverpackt Läden“. Das sind Geschäfte, in denen die meiste Ware unverpackt angeboten wird. Hier bringt jeder Käufer seine eigenen Verpackungen mit. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie aus Glas, Edelstahl oder etwas anderem sind. Das heißt zum Beispiel, dass Haferflocken, Nüsse, Bohnen, oder Kichererbsen in großen Behältern gelagert werden, aus denen man sich selbst bedienen und in die mitgebrachten Dosen abfüllen kann. Dadurch fällt die Umverpackung weg, sodass eine große Menge an Müll eingespart werden kann.
In unserem Artikel „Tee selber machen – 12 leckere Ideen zur Teatime“ finden sich gesunde Ideen, um Kräuter und Früchte selber anzubauen und für einen leckeren Tee zu trocknen.
Auch Putzmittel oder Getränke kannst du dort kaufen. Sie werden einfach aus den großen Kanistern in eigene Flaschen abgefüllt. Obst und Gemüse sind wie im Supermarkt lose und kann in die bereits erwähnten Netze eingepackt werden. Diese „Unverpackt Läden“ etablieren sich nach und nach und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit in Deutschland.
Wochenmärkte bieten auch eine wunderbare Gelegenheit unverpackte und lose Ware einzukaufen. In der Regel Händler und Bauern aus der Region, die ihre eigene Ernte zum Verkauf anbieten. Obst und Gemüse kann man hier plastikfrei erhalten. Bei frischen Produkten wie Fleisch und Käse kannst du wieder die eigenen Behälter verwenden.
Kosmetik
Bei der Kosmetik kann man auch einen neuen Trend verzeichnen, der weg vom Mikroplastik und hin zu „sauberen“, meist veganen und/oder tierversuchsfreien Produkten geht. Mittlerweile kann man auf vielen Duschgel- und Shampooflaschen lesen, dass sie ohne Mikroplastik sind, frei von Silikonen und anderen Schadstoffen. Dennoch befindet sich das Produkt selbst immer noch in einer Plastikflasche.
Shampoo, Duschgel und Co
Shampoos, Duschgele, Deos, Cremes oder Seifen werden immer häufiger alternativ verpackt. So findet man in der Drogerie nicht nur herkömmliche Seifen in Kartonverpackungen, sondern vor allem auch feste Shampoos oder Duschseifen. Diese werden so hergestellt, dass sie sich in einem festen Aggregatzustand befinden und man sie in Kartons oder Papier packen kann. Hier kann man ohne Probleme und vor allem ohne Verzicht plastikfrei leben.
Ein weiterer Punkt sind Einweg- und Wegwerfartikel. Die Rede ist beispielsweise von Haarbürsten, Zahnbürsten, Rasierern oder Damenhygieneartikeln. Auch hier bieten sich zahlreiche Alternativen, die ein plastikfreies Leben ermöglichen.
Haarbürsten kann man ebenso aus Holz oder Bambus kaufen. Man ist nicht mehr auf die Verarbeitung der Bürsten aus Plastik angewiesen. Zahnbürsten werden mittlerweile von immer mehr Herstellern aus Bambus angeboten. Diese bekommst du inzwischen sogar mit Naturfasern für die Borsten. Dazu gibt es ebenso passende Zahncremes, die in Dosen oder im Glas verkauft werden und nicht in Plastik verpackt werden. Auch einige Rasierer haben inzwischen Bambusgriffe und werden teilweise ohne Plastik hergestellt.
Plastikfreie Damenhygiene
Bei Damenhygieneartikeln streiten sich oftmals die Geister. So wissen viele Frauen nicht, dass es Alternativen zu konventionellen Tampons oder Binden/Slipeinlagen gibt. Menstruationstassen aus medizinischem Silikon kauft Frau sich einmalig und verwendet diese über mehrere Jahre hinweg. Sie werden in der Regel einmal alle 2 – 3 Jahre oder sogar seltener ausgewechselt. Das hängt vom jeweiligen Typ Frau ab. Hier kann enorm auf Plastik verzichtet werden, da Binden und Tampons mit künstlichen Rohstoffen wie Plastik hergestellt werden und diese auch beinhalten. Somit kommen Frauen über viele Jahre hinweg mit weniger Plastik in Berührung.
Auch Slipeinlagen kann man alternativ ersetzen. So gibt es zahlreiche waschbare Baumwolleinlagen mit vielen unterschiedlichen Mustern für jeden Geschmack. Ebenso verhält es sich übrigens mit Windeln für Kinder. Auch hier gibt es plastikfreie Alternativen aus Stoff. Die Baumwoll- oder Stoffwindeln sind bei jungen Müttern sehr beliebt geworden und werden einfach in der Waschmaschine gewaschen und bis zum windelfreien Alter verwendet.
DIY
Übersetzt heißt DIY „Do It Yourself“, also „Mach es selbst“. Auch dies ist ein neuer Trend, bei dem versucht wird plastikfrei und umweltschonend zu leben. Zahlreiche Tutorials auf YouTube und anderen Plattformen zeigen, wie man Shampoo, Waschmittel, Seife, Deo oder Reinigungsmittel selbst herstellen kann. Gerade bei dieser Methode spart man enorm an Geld und Ressourcen, da die Produkte selbst hergestellt werden und somit einen sehr kleinen ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Der Endverbraucher weiß, was in dem Produkt verarbeitet wurde und kann sich sicher sein, dass kein Mikroplastik darin enthalten ist. Die Aufbewahrung ist meist in Glasbehältern oder in anderen Dosen mit beispielsweise einem Schraubverschluss möglich.
Diesen Lifestyle haben vor allem viele umweltbewusste junge Leute, die darauf achten, wie sie sich ernähren und wie sie im Alltag leben. Es gibt eine sogenannte „Zero Waste Bewegung“, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut. All diese Menschen leben weitgehend plastikfrei und müssen auf nichts verzichten außer Plastik.
Doch ist dieser Lifestyle alltagstauglich? Das muss im Endeffekt jeder für sich selbst entscheiden. Zahlreiche Alternativen ermöglichen ein plastikfreies Leben, ohne dabei auf etwas verzichten zu müssen. Entscheidet man sich für diesen Weg, wird der Alltag natürlich etwas anders und umstrukturiert. Das bedeutet aber nicht, dass es automatisch schlechter oder besser wird, nur eben anders.
Fazit
Im Grunde kann man also sagen, dass ein plastikfreies Leben in keinster Weise Verzicht bedeutet. Es gibt so viele andere Möglichkeiten, um den Plastikmüll zu vermeiden. Alternative Verpackungen, andere Produkte oder eben andere Aggregatzustände der Produkte. Hier sind uns keine Grenzen gesetzt. Natürlich gibt es Produkte, die ohne Plastik nicht funktionieren, wie Technik und Elektronik oder Transportmittel.
Biopolymere sind der erste Weg, weg vom herkömmlichen Plastik, hin zu einem kompostierbaren Kunststoff, der auch in der Industrie verwendet werden kann. Des weiteren haben Biopolymere den Vorteil, dass sie nicht aus fossilen Brennstoffen, sondern nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden.
Inzwischen gibt es Beratungen für Unternehmen, die ökologische Verantwortung übernehmen wollen und versuchen ihren Müllanteil zu minimieren.
Prinzipiell kann sich inzwischen also jeder für ein (fast) plastikfreies Leben entscheiden und verzichtet dadurch nur auf genau eine Sache: das Plastik.
Bildquellen
- tuolu_plastikfrei_titelbild: https://pixabay.com/de/photos/umweltfreundliche-stroh-strohhalme-3562628/
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